12.12. 2016 das Bürgerbüro des Siedlervereins zeigt sich in neuem Glanz. Eine Renovierung war schon lange abzusehen, weil die äußere Holzverkleidung im Laufe vieler Jahre stark gelitten hatte. Den letzten Anstoß gab ein Steinwurf, der in der Neujahrsnacht 2016 eine der großen Schaufensterscheiben zerstörte.
Die Planung erforderte einige Zeit. Wie das in einer Demokratie ist, mussten erst viele Ideen über das zukünftige Erscheinungsbild ausdiskutiert werden. Zudem war der Denkmalschutz zu berücksichtigen. Da unser Objekt direkt an ein denkmalgeschütztes Haus angebaut ist, mussten wir eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung für die Maßnahme beantragen. Obwohl das Denkmalamt sehr kooperativ war, hat das Verfahren einige Zeit in Anspruch genommen.
Auch die Kosten mussten im Auge behalten werden, denn unser geringer Jahresbeitrag setzt enge Grenzen. Zum Glück haben wir handwerklich erfahrene Vorstandsmitglieder, die selbst Hand angelegt haben. Besonders zu nennen sind Hartmut Preßler und Georg Schulte. Durch ihren großen persönlichen Einsatz sind fast nur Materialkosten entstanden, allerdings zusammen mit den neu gestalteten Fenstern in erheblicher Höhe. Ein Zuschuss vom Vereinsring Praunheim war uns eine große Hilfe.
Immer wieder werden wir angesprochen, wie schön das Gebäude geworden ist und auch die FNP berichtete über die Renovierung: Judith Dietermann: Pavillon „Neu-Mayland“ Praunheims Heimat für die Siedler in der FNP, 29.12.2016. Dabei soll die frische Fassade mit Wärmedämmung und neuen Fenstern nur der Anfang der Renovierung sein. Im neuen Jahr soll es innen weitergehen. Die Decke und Wände sind im renovierungsbedürftigen Zustand und auch das Mobiliar, das seinerzeit von Mitgliedern gespendet worden ist, müsste dringend ersetzt werden.
Für unsere zahlreichen aktuellen und geplanten Aktivitäten reicht der vorhandene Stauraum bei Weitem nicht aus. Auch hierfür wollen wir nachrüsten, wenn wir eine Finanzierungsmöglichkeit sehen. Wenn alles fertig ist, wird es sich in Neu-Mayland wieder angenehm arbeiten lassen, und unsere Besucher werden sich bei uns wohlfühlen.
Die Geschichte von Neu-Mayland
Dort wo Neu-Mayland steht, stand ehemals ein Kiosk.
Am Ende des Laubenganghauses Hindenburg-Allee 68 stand vor dem zweiten Weltkrieg ein kleiner Kiosk, ein sogenanntes „Wasserhäuschen". Diesen Kiosk haben eines Tages Männer über die Straße getragen, dorthin, wo sich heute Neu-Mayland befindet. So wurde es von einer „Ureinwohnerin" erzählt. Sie hatte den den Transport beobachtet. Ein altes Foto belegt, dass der Kiosk bereits 1939 an der heutigen Stelle stand.
Als das Häuschen 1950 frei wurde, eröffnete Anneliese Vollmond darin ihr Modegeschäft, das sie mehrfach vergrößerte und verschönerte.
Bis 1994 prangte ihr einprägsamer Name an der Einfahrt zur Siedlung. Es folgte ein anderes Textilgeschäft, das aber schon nach kurzer Zeit einem Molkereiverkauf Platz machte.
Ein Elektrovertrieb war der letzte Mieter, bevor Frau Vollmond das Haus dem Siedlerverein zum Kauf anbot.
Dieses Angebot war so günstig, dass der damalige Vorsitzende Lothar Weidmann es mit den Worten
„Das Angebot kann man einfach nicht ablehnen."
annahm.
Dem stimmte auch der übrige Vorstand zu. Nach dem Vertragsabschluss begannen arbeitsreiche Monate. Neben den nötigen Elektro-, Fußboden- und Malerarbeiten bauten die Vorstandsmitglieder in Selbsthilfe eine Toilette, eine Küche und einen Computerarbeitsplatz ein. Sie pasten das Haus den Nutzungsbedürfnissen des Vereins an. Als zum Schluss die Wände mit großformatigen Fotos aus der Geschichte der Siedlung geschmückt waren, konnte stolz an der Schaufensterscheibe verkündet werden:
„Nach 79 Jahren hat der Siedlerverein endlich ein Zuhause!"
Welche Erleichterung aus diesem Satz spricht, zeigt ein Blick zurück.
Von 1927 bis 1937 tagte der Vorstand in der Gaststätte „Zum Neuen Adler" , danach bis Kriegsende im NS-Jugendheim an der Stelle, wo jetzt der Evangelische Kindergarten steht. Auch die Sprechstunden für die Bewohner der Siedlung fanden an diesen Orten statt.
Schon damals gab es den Wunsch nach einem eigenen Haus. Es sollte auf dem freien Gelände, auf dem heute die Wichern-Kirche steht, entstehen. Die Baugenehmigung galt als sicher, und die Finanzierung war u.a. durch die von den Siedlern gekauften Bausteine gesichert. Doch den Baubeginn, der auf den 1. September 1939 gelegt worden war, verhinderte der Beginn des Zweiten Weltkrieges.
Nach der Neugründung des Siedlervereins tagte der Vorstand von 1948 an im alten Kindergarten in der Pützerstraße. Dort hielt er auch seine Sprechstunden ab. Von 1968 bis 1978 waren die Wicherngemeinde und danach die Christ-König-Gemeinde Tagungsort. Offizielle Sprechstunden gab es ab 1979 keine mehr.
Ende der 90er Jahre des 20 Jh. kam der Plan auf, dem Siedlerverein in der stillgelegten Siedlungswäscherei in der Olbrichstraße ein eigenes Domizil zu schaffen. Mit der Stadt gab es jedoch keine Einigung und die dort für ein kleines Siedlungsmuseum gelagerten Utensilien mussten 2005 vor dem Abbruch des Gebäudes entfernt werden. Nach dieser Enttäuschung war die Freude über „Neu-Mayland" sehr groß. Der Innenraum mit seiner Fläche von 30 m² bietet genügend Platz, um dort die Vorstandssitzungen abzuhalten und wieder regelmäßige Sprechstunden anzubieten. Die Vereinsakten sind seitdem an einem Ort zusammengeführt und es gibt die Räumlichkeiten für gelegentliche Ausstellungen und kleinere Veranstaltungen.
Durch die zentrale Lage des Hauses kam der Siedlerverein mit seinen Aktivitäten und Angeboten wieder mehr in den Blick der Siedler, was die vielen Passanten zeigen, die täglich vor den Fenstern und Schaukästen von Neu-Mayland stehen bleiben.
Die Mühen und Kosten, die mit der Renovierung des Hauses durch die aktiven Mitglieder auf sich genommen wurdne und weiter aufgenommen werden, sind sicher eine gute Investition in die Zukunft des Siedlervereins Praunheim.