BAUBESCHREIBUNG DER GESAMTSIEDLUNG UND DER EINZELNEN HAUSTYPEN
aus "Merkblatt über den Verkauf der Reichsheimstätten in der Siedlung Praunheim"
I. und II. Bauabschnitt Dezember 1927
Die innerhalb des Wohnungsbauprograrnms für das Jahr 1927 errichtete Erweiterung der Siedlung Praunheim gliedert sich ihrer Lage nach in zwei Abschnitte: einen, der zwischen der alten Dorflage und der im vergangenen Jahr erbauten Siedlung gelegen ist (Im folgendem kurz ,,Ostgruppe" genannt) und einen Teil, der sich westlich vom Hofgut und dem vorjährigen Bauabschnitt der Siedlung Praunheim bis nahezu an den sogenannten Totenweg erstreckt (im folgenden kurz ,,Westgruppe" genannt).
Der Bauweise nach sind ebenfalls 2 große Gruppen zu unterscheiden, eine Gruppe in Ziegelbauweise und eine Gruppe in Plattenbauweise. Die Plattenbauten liegen sämtlich innerhalb der Westgruppe und zwar im Innern des Erweiterungsgebietes, so dass die beiden Randstraßen (Heerstraße und Verlängerung der Straße Am Ebelfeld) in Ziegelbauweise ausgeführt werden. Das ganze Erweiterungsgebiet ,,Ostgruppe" wird in Ziegelbauweise hergestellt. Die beiden Erweiterungsgebiete Ost- und Westgruppe unterscheiden sich ferner dadurch, dass die Häuser der Ostgruppe wie die seitherigen Häuser der Siedlung mit Waschküchen und Trockenböden ausgestattet sind, während für die ganze Erweiterung Westgruppe eine Zentralwäscherei vorgesehen ist, die den Wegfall der Einzelwaschküchen und Einzeltrockenböden ermöglichte.
Diese Einrichtung, welche man seither nur in Stockwerkssiedlungen angewendet hat und die dort großen Anklang gefunden hat, weil dadurch die Arbeit der Hausfrau um ein etliches verringert wird, wird hier erstmalig in einer Flachhaussiedlung eingeführt, und zwar wird die Zentralwäscherei etwa 500 Familien die Möglichkeit geben, ihre gesamte Wäsche zu waschen und zu trocknen Die Wäscherei wird 10 Einzelwaschständer mit Einweichbottichen, elektrischen Waschmaschinen, Zentrifugen usw. erhalten, außerdem einen sogenannten Kulissenapparat, der ein außerordentlich schnelles Trocknen der Wäsche ermöglicht. Die betretbare Terrasse des Gebäudes soll das Trocknen der Wäsche bei gutem Wetter im Freien ermöglichen. Die Betriebskosten werden durch einen monatlichen Waschbeitrag der Heimstätter von etwa 4 Mark aufgebracht werden.
Es ist bei der Erweiterung der Siedlung Praunheim besonderer Wert darauf gelegt worden, dass sämtliche Häuser eine gute Besonnung erhalten, ganz besonders für ihre Haupt-, Wohn- und Schlafräume. Aus diesen Gründen musste die Anzahl der Typen gegen den vorjährigen Bauabschnitt um einige vermehrt werden.
Es sind für die Plattenbauten 2 Typen, für die Ziegelbauten im ganzen 5 Typen vorgesehen.
2 der Ziegelbautypen (II.BA und III.BA) entsprechen mit nur geringen Abweichungen (Verbesserungen auf Grund der vorjährigen Erfahrungen) den Typen II und III des vorjährigen Bauabschnitts. Die Typen III E und VII stellen insofern eine Neuerung dar, als hier zum ersten Male in dieser Siedlung Zweiwohnungshäuser errichtet werden, und zwar in einer neuen Form, derart, dass lediglich das Dachgeschoss zu einer Einzimmerwohnung mit Kammer bzw. Schlafnische, Kochnische, Klosett bezw. Waschraum und Dachterrasse ausgenutzt wird, während die untere Wohnung, die als Hauptwohnung anzusehen ist und von dem Heimstätter selbst in Anspruch genommen werden soll, 3 bezw. 4 Zimmer und den anschließenden Garten erhält.
Der Typ III E kommt in 2 Varianten vor, einmal mit direktem Ausgang vom Erdgeschoss zum Garten, entsprechend den übrigen Typen, ein anderes Mal mit dem Ausgang zum Garten durch das Kellergeschoss. Diese beiden letzteren Typen bieten den großen Vorteil, dass die monatlichen Aufwendungen der Bewohner hierfür verhältnismäßig gering sind, obwohl diese Wohnungen große Vorzüge bieten.
Die Gärten, die jedem einzelnen Hause beigegeben sind, werden von Seiten der Stadt eingerichtet und teilweise bepflanzt. Ihre Größe beträgt durchschnittlich 120-150 qm.
III. Bauabschnitt 1928
Die innerhalb des Wohnungsbauprogrammes 1928 errichtete Erweiterung der Siedlung Praunheim (III. BA) lehnt sich an den Westteil der im Vorjahre errichteten Erweiterung an,dehnt sich bis zum geplanten neuen Westfriedhof aus und bildet den Abschluss der Gesamtanlage. Der bisher ausgeführte Teil der Siedlung wird von dem neuen Teil, dem III. Ausbau durch die Hindenburgstraße - einer Ausfallstraße im Zuge der verlängerten Bismarck-Allee - getrennt. An dieser Ausfallstraße werden mehrgeschossige Stockwerkswohnungen errichtet (die nicht als Reichsheimstätten abgegeben werden), während sonst nur Flachbauten, d. h. Einfamilienhäuser in 2-geschossiger Bauweise vorkommen.
Für die Straßen wurde allgemein die günstige Nord-Südrichtung gewählt, die eine gute Besonnung der Wohnungen gewährleistet.
Für die überwiegende ZahI der Wohnungen ist ein neuer Einfamilien-Flachbautyp VIII gewählt, der bei 4,26 m Breite und 8 m Tiefe eine Wohnfläche von 55 qm ergibt.
In einem angemessenen Verhältnis wurden auch größere Einfamilienhäuser in den schon bewährten Typen V und VI erstellt, ferner eine Anzahl von Einfamilienhäusern (Typ X) für kinderreiche Familien. (Der Typ X wird nicht als Reichsheimstätte vergeben.) Sämtliche Einfamilien-Flachbautypen haben im Keller eigene Waschküchen. Nur die Typen V haben wegen der Höhenlage des Kanals keine Waschküchen.
Die Eigentümer dieser Häuser werden daher, ebenso wie die Mieter der Stockwerkswohnungen an der Hindenburgallee, auf die Benutzug der Zentralwaschküche des II.BA an der Olbrichstraße verpflichtet.
Lediglich die mehrgeschossigen Stockwerksmietwohnungen erhalten eine Zentral-Fern-Heizanlage und Warmwasserversorgung, während sämtliche EinfamiIienhäuser mit Ofen-Heizung ausgestattet sind.
In sämtlichen Heimstätten ist ein Anschluss an die Zentralrundfunkanlage der Siedlung Praunheim vorgesehen.
Die Art der Kochgelegenheit in den Küchen, sowie die der Warmwasserbereitung in den Bädern ist sehr verschieden und geht aus der anhängenden Tabelle ,,Einrichtung der Küchen und Bäder" hervor. Begehbare Dachterrassen sind aus Ersparnisgründen in diesem Bauabschnitt vollständig in Fortfall genommen, auch sind Häuser mit Einliegerwohnungen nicht mehr errichtet worden. Die Gärten, die jedem einzelnen Hause beigegeben sind, werden von Seiten der Stadt nach einheitlichem Plan eingerichtet und teilweise bepflanzt. lhre Größe schwankt zwischen 110 und 275 qm. Hierüber siehe Abschnitt "A Gartenbeschreibung mit Typenzeichnungen".
Eine Schule für Knaben und Mädchen mit angegliedertem Kinderhort ist im Bau; die Errichtung eines Kindergartens im Herzen des III.BA ist vorgesehen. Die beigegebenen Grundrisse mit Beschreibung sollen ein eingehendes Studium der einzelnen Typen ermöglichen.
Bau1927
Hartmut Preßler