Muthesiusweg

Mit dem Architekten Muthesius setzen wir die Reihe der Straßennamen unserer Siedlung fort.  Adam Gottlieb Hermann Muthesius wurde am 20. April 1861 in Groß-Neuhausen in Sachsen-Weimar-Eisenach als Sohn des Maurermeisters G. E. Muthesius geboren. Nach 4 Jahre Volksschule tritt er 1875 eine 2-jährige Lehre des Maurerhandwerks beim Vater an und besucht die Volksbildungsschule, 1878 bis 1882 folgt die Realschule, dann ein Jahr Militärdienst und 1883 bis 1887 das Studium der Philosophie und Kunstwissen- schaft in Berlin und der Architektur an der Technischen Hochschule Charlottenburg.
1887 wird Muthesius zum „Königlichen Regierungsbauführer" im Hochbaufach ernannt. 1887 bis 1891 reist er auf Empfehlung seines Lehrers nach Tokio und beteiligt sich dort an verschiedenen Staatsbauten. Der Bau einer evangelischen Kirche ist sein erstes eigenes Bauwerk. Dort in Japan nimmt er intensiv am kulturellen und gesellschaftlichen Leben teil und wirkt sogar als Pianist bei Konzerten mit. Auf der Rückreise macht er einen viermonatigen Aufenthalt in China, Siam, Indien und Oberägypten.

Zurück in Berlin legt er 1893 die Baumeisterprüfung als Architekt mit Auszeichnung ab. Danach ist er als Regierungsbaumeister zuständig für die öffentlichen Bauten. 1895 / 96 folgt eine Studienreise nach Italien, über die er in einer Veröffentlichung „Italienische Reiseeindrücke" berichtet. 1896 heiratet Muthesius die Sängerin Anna Trippenbach.   Im gleichen Jahr wird er als technischer Attaché nach London zur Berichterstattung über architektonische und kunstgewerbliche Vorgänge berufen. 1902 promoviert Muthesius mit seiner Dissertation „Der Kirchenbau der englischen Secten" und wird zum „Königlichen Landbau-Inspektor" ernannt.  Das Ergebnis der vielen Reisen durch England und Schottland und der Kontakte mit Architekten, Künstlern und Fachorganisationen faßt er in mehreren Büchern zusammen.
1903 kehrt Muthesius nach Berlin zurück und wird im Preußischen Landesgewerbeamt als Regierungs - und Gewerbeschulrat, später als Geheimer Regierungsrat tätig. Durch zahlreiche Veröffentlichungen nimmt er Einfluß auf kunstgewerblichen und handwerklichen Unterricht. Er setzt sich auch für die Zulassung des weiblichen Geschlechts zu diesen Schulen ein. Muthesius nimmt als Staatsbeamter an vielen Tagungen und Kongressen (Madrid, London, Berlin, Paris, Brüssel, Köln) teil. 1904 baut er sein erstes privates Landhaus in der Knesebeckstraße in Berlin- Lichterfelde.

Hermann Muthesius 1861 - 1927

In den folgenden Jahren bis zu seinem Tode entstehen meist in Berlin, jedoch auch im übrigen Deutschland, nach seinen Ideen insgesamt 69 Landhäuser, sieben Stadt- und Geschäftshäuser, Siedlungen in Dresden-Hellerau, Duisburg, Halberstadt, Königsberg, Herleshausen, Emden, Leipzig, Stettin, Vachau und Nauen. Seine Familienhäuser zeichnen sich durch wenig Schmuck und kaum Stil aus, sie sind einfach und anmutend. Obwohl seine Häuser handwerklich konzipiert und ausgeführt waren, vertrat er im Werkbund, wo er Mitbegründer und 1910 / 1916 zweiter Vorsitzender war, den technischen Fortschritt und empfahl die Typisierung und künstlerische verantwortete Massenproduktion.1921 wird Muthesius Ministerialrat im Ministerium für Handel und Gewerbe und reist 1924 in dieser Funktion ins besetzte Ruhrgebiet. 1926, im Alter von 65 Jahren, geht er in den Ruhestand. Ein Jahr später, am 26. Oktober 1927, stirbt er infolge eines Straßenbahnunfalls und wird in Berlin-Schlachtensee beigesetzt. 1929 wird sowohl in Berlin-Steglitz als auch in Frankfurt-Main-Praunheim ihm zu Ehren eine Straße benannt.         Günter Kochen

Literatur: H. Muthesius, Werkbund-Archiv,Berlin,1990

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