Seit einigen Wochen sind Personen im Auftrag der Firma OXG im 1. Und 2. Bauabschnitt der Siedlung unterwegs um „Gestattungsverträge FttH“ für Glasfaseranschlüsse mit Hauseigentümern abzuschließen. Das hat für große Irritation gesorgt und mehrere Siedler haben sich eine Orientierung vom Siedlerverein gewünscht.
Wir haben mit einem der für OXG tätigen Personen gesprochen und im Internet hierzu recherchiert.
Die Firma OXG steht für Open Access Glasfasernetz, d.h. Glasfasernetz mit offenem Zugang. Sie gehört jeweils zur Hälfte dem Vodafone und dem Altice Konzern aus den Niederlanden. Vodafone ist neben der Telekom und Telefonica und 1&1 einer der großen, überregionalen Anbieter und Betreiber von Internet-, Telefon und Fernsehdienstleistungen. Altice ist in den Niederlanden, Frankreich, Großbritannien und einigen anderen Ländern tätig, u.A. im Glasfaserausbau. Es sind also größere Unternehmen, die hinter OXG stehen.
Die Abkürzung „FttH“, die auf den „Gestattungsverträgen“ steht, bedeutet „Fiber to the Home“, das heißt Glasfaser in die Wohnung.
Es gibt in dem Zusammenhang weitere Abkürzungen:
„FttB“ = Fiber to the Building.- bedeutet GLasfaser bis zum Haus“
„FttC“ – Fiber to the Curb, d.h. bis zum Bordstein – das meint die Glasfaser bis zum Verteilerschrank auf der Straße.
Es gibt eine Karte zum Breitbandausbau in unserer Siedlung aus dem „Gigabit Grundbuch der Bundesregierung“, auf dem man sich die Abdeckung mit Glasfaser darstellen lassen kann. Die nachfolgende Karte zeigt, wo Glasfaser bis zum Verteilerschrank - FttC liegt.
Man sieht, daß im Bereich der Siedlung, d.h. westlich der Ludwig-Landmann-Straße im 3. BA und östlich der Ludwig-Landmann-Straße im 1. und 2. BA,die FttC Abdeckung meist zwischen 95 und 100% liegt.
Die Versorgung bis zum oder im Haus d.h. FttB oder FttH sieht deutlich anders aus.
Man erkennt, dass der 3. Bauabschnitt links unten mit 95%-100% versorgt ist, der 1. Und 2. Bauabschnitt nur mit 0-10%, d.h. nicht angeschlossen ist. Im 3. Bauabschnitt wurde das Glasfasernetz 2022 bis 2024 ausgebaut.
OXG will die Glasfaserverbindung zwischen den Verteilkästen und den Häusern und ggf. auch in den Häusern herstellen. Hierzu sollen Leerrohre verlegt werden. Das sind Kunststoffrohre mit mehreren dünnen Röhrchen im Inneren. Ob dies auf der Straßen- oder Gartenseite stattfindet ist wohl noch nicht klar. Hierfür wird es kleinere Erdarbeiten auf den Gehwegen oder den Gartenwegen geben (nach den Erfahrungen im 3.BA).
Eines dieser Röhrchen mit ca. 1,5 cm Durchmesser, zweigt dann „unterwegs“ ab und wird durch eine abgedichtete Bohrung in das Haus eingeführt. Diese Arbeiten erfolgen i.d.R. mit einer „Rakete“, einem Bohrgerät, das mit Druckluft unterirdisch Platz für das Röhrchen schafft. Durch eine Bohrung in der Kellerwand wird das Röhrchen in das Innere des Hauses geführt. In dieses Röhrchen wird in einem weiteren Arbeitsschritt die ca. 1 mm dicke Glasfaser vom Verteilkasten oder vom Keller aus mit Druckluft eingeblasen. Im Keller endet die Glasfaser in einer Anschlussbox an der Wand. Von dieser Box kann dann eine weitere Glasfaser im Haus zu einem Platz, an dem der Router montiert werden soll, verlegt. Dazu sollen möglichst bauseits vorhandene Leerrohre/Kanäle genutzt werden.
OXG benötigt eine Genehmigung des Hauseigentümers, diese Arbeiten auf dem Grundstück und im Haus durchführen zu dürfen. Dies ist der Gegenstand des Gestattungsvertrages. Für den Eigentümer entstehen hierfür lt. Vertrag keine Kosten. OXG bietet selber keine Internet / TV / Telefondienstleistungen an und wird sich seine Investition durch „Vermietung“ der Glasfaser an unterschiedliche Anbieter bezahlen lassen. Im Prinzip steht die Nutzung der Glasfasern dann allen Anbietern offen, die einen Vertrag mit OXG abgeschlossen haben. Das wird mit Vodafone sicher problemlos laufen, mit den anderen großen Anbietern sollte das auch möglich sein. Im Internet habe ich dazu aber weder gute noch schlechte Kommentare gefunden.
Aktuell planen Telekom und die anderen großen Anbieter nach unserer Kenntnis keinen Glasfaserausbau im 1. und 2. BA. Wenn die Glasfaser liegt, ist es auch schwer (wirtschaftlich) vorstellbar, dass ein weiterer Anbieter eine eigene Infrastruktur in Konkurrenz aufbaut. Technisch ist die Glasfaser eine gute Sache, auch wenn der heutige Datenhunger noch nicht bei jedem so groß ist oder man sie aktuell vielleicht noch nicht nutzen möchte. Perspektivisch wird die normale Kupfer-Telefonleitung der Telekom in der Unterhaltung zu teuer werden, mit dem Kupferkabel für das "Kabelfernsehen" wird es sich ähnlich verhalten. Daher macht es sicher Sinn, die Verlegung der Glasfaser in das Haus zu gestatten, egal ob man sie gleich nutzt oder nicht - zumal das nichts kostet.
Nachfolgend gibt es noch ein paar links zu dem Thema.
Wer ist Altice
https://de.wikipedia.org/wiki/Altice_Europe
Info der Verbraucherzentrale NRW
https://www.verbraucherzentrale.nrw/aktuelle-meldungen/digitale-welt/glasfaserausbau-aerger-an-der-haustuer-77277
Forum mit Links u.A. zu Vodafone und dem CEO von OXG
https://www.computerbase.de/forum/threads/oxg-glasfaserausbau-gibt-es-erfahrungen.2151858/
Artikel in der FNP zum Glasfaserausbau
https://www.fnp.de/frankfurt/gigabitregion-rhein-main-bis-2030-soll-fast-ganz-frankfurt-glasfaser-haben-92853834.html