Pützerstraße

Mit dieser Biographie setzen wir die Reihe der Namensträger unserer Straßen fort. Professor Pützer war ein vielbeschäftigter und erfolgreicher Architekt, der sich neben seiner 25jährigen Hochschultätigkeit als Städtebauer, Städteplaner, Denkmalpfleger und Kirchenbaumeister einen Namen machte und insbesondere in Darmstadt zahlreiche Spuren seiner Baukunst hinterlassen hat. Er war Zeitgenosse von Joseph Olbrich, konnte sich jedoch nicht ganz mit den Formen des Jugendstils anfreunden, sondern suchte in seinen Bauten und Vorträgen mehr das „Wesentliche" voranzustellen, er zählte also eher zu den „Traditionalisten", die ihre modernen Bauten auf alte, zum Teil mittelalterliche Grundlagen stellten. Pützer wird der „Darmstädter Schule" zugerechnet, deren Architektur sich an ländlich-traditionellen Formen orientierte. Als Städteplaner erhielt Pützer bei Wettbewerben zahlreiche Preise und wurde mit vielen Auszeichnungen und Ehrentiteln bedacht.

Geboren wurde Friedrich Pützer am 25. Juli 1871 in Aachen als Sohn des Geheimen Regierungsrates Joseph Pützer. Er heiratete 1903 und hatte 3 Kinder. Er starb am 31. Januar 1922 in Frankfurt nach eineinhalbjähriger schwerer Krankheit. 1889 -1895 studierte er Architektur an der Technischen Hochschule in Aachen mit anschließender Assistentenstelle. Daneben war er 1894 als wissenschaftlicher Hilfslehrer (Baukonstruktionslehre, Freihandzeichnen, Linearzeichnen) an der städtischen Oberrealschule Aachen tätig. 1897 zog er nach Darmstadt (Wohnhaus mit Atelier im Alexandraweg 8) mit einer Anstellung als Assistent an der Technischen Hochschule (TH) Darmstadt. 1900 wurde er zum außerordentlichen, 1902 zum ordentlichen Professor für Architektur, Städteplanung, Kirchen- und Städtebau ernannt. Er lehrte künstlerische Gestaltung des Städtebaus aber auch die mittelalterliche Baukunst.

1904 -1907 war er Dekan der Abteilung Architektur, 1914 Baureferent, 1918 -1919 Rektor der TH Darmstadt.1902 -1907 übernahm er das Amt des hessischen Denkmalpflegers für die Provinzen Starkenburg und Rheinhessen und gehörte dem hessischen Denkmalrat an. In einer im Jahre 1900 gehaltenen Rede distanzierte er sich besonders vom „unkünstlerischen" Charakter des 19. Jahrhunderts und sprach sich für eine klare und schlichte Zweckmäßigkeit aus. Nach seinen Entwürfen entstanden unter anderem in Darmstadt das Bismarkdenkmal auf dem Ludwigsplatz und der Bismarkbrunnen. 1908 wurde Pützer, obwohl katholisch getauft, zum Kirchenbaumeister der evangelischen Landeskirche berufen und hielt Vorlesungen über kirchliche Baukunst. Er war Mitglied des Kunstrates zur Wiederherstellung des Wormser und Mainzer Domes. Von 32 Entwürfen für Neubau / Umbau von Kirchen, Synagogen kamen 22 zur Ausführung, u.a. in :Frankfurt ( evangelische Matthäuskirche, im Krieg schwer beschädigt ), Darmstadt (ev. Pauluskirche und ev. Petruskirche), Mainz (Johanniskirche),
Wiesbaden (Lutherkirche), Offenbach (Friedenskirche, Lutherkirche), Michelstadt ( Stadtkirche), Köln, Aachen und Egelsbach. Pützer erlangte überregionale Beachtung durch erfolgreiche Wettbewerbe für: Rathäuser, Kreishäuser,Verwaltungsgebäude, Polizeigebäude in Rheydt, Duisburg, Waldheim, Aachen, Düsseldorf, Hanau,Ober hausen, Mühlheim, Oppau,und für Öffentliche Gebäude etwa in Darmstadt (TH, Hauptbahnhof, Postgebäude), Frankfurt, Worms.


Friedrich Pützer 1871 - 1922

Hannover, Stuttgart, Berlin, Freiburg, Oppau (Wasserturm), Oberhausen (Gymnasium). Besonders der Neubau des Darmstädter Hauptbahnhofs mit Elementen des Jugendstils als Auftakt zur "Stadt der Künstlerkolonie" im Jahre 1908 stellte ein Höhepunkt seines Schaffens dar. Pützer gewann damals gegen 75 Konkurrenten den Wettbewerb. Neben seiner Hochschultätigkeit war Pützer als freier Architekt und Städteplaner tätig:

13 Wohnhäuser wurden nach seinen Plänen gebaut, wie etwa: in Darmstadt (Villa Isenburg), Aachen, Krefeld, Buchschlag, Dortmund, Homburg, Fulda.

Er erstellte 20 Stadt-Bebauungspläne, beispielsweise für: München, Darmstadt (Herdwegviertel), Mainz (Stadtteil am Kurfürstlichen Schloß, Zitadellengebiet), Grünstadt, Landshut, Ludwigshafen, Rüdesheim, Marburg, Buchschlag (Villenkolonie als Gartenstadt). Vom Großherzoglichen Ministerium wurde er beauftragt, Vorträge über künstlerische Grundsätze des Städtebaus zu halten. Viel Zeit investierte er 1904 in umfangreiche Entwürfe und Bauten für die Firma Merk in Darmstadt (Verwaltungsgebäude auch „Beamtenturm" genannt, Arbeiterkolonie mit 20 Reihenhäusern und Gärten als Werkssiedlung). An Auszeichnungen hat es für Prof. Pützer nicht gefehlt: 1900 erhielt er die preußische Staatsmedaille auf der Bauausstellung in Dresden, 1905 den Preußischen Roten Adlerorden 4. Klasse, 1907 das Ritterkreuz 1. Klasse Philipps des Großmütigen, 1913 den Sächsischen Staatspreis auf der internationalen Baufachausstellung Leipzig und den Königlichen Kronenorden 3. Klasse. 1913 wurde er zum Geheimen Baurat, 1921 zum Dr.-Ing. h.c. der Hochschule Aachen ernannt. 1904 entstand an der Hochschulstraße gegenüber dem Hauptgebäude der TH- Darmstadt ein unübersehbares Wahrzeichen, der Pützerturm, der im Krieg 1944 abbrannte. Noch heute wird die originalgetreue Rekonstruktion des Turmes von vielen Darmstädtern gewünscht.
Literatur:Claudia Dutzi, Heimat aus zweiter Hand, Darmstadt 1990. GK

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