Besuch aus Japan - Dr. Monado Ebisawa

Architekturprofessor aus Japan im Neu-Mayland

Unsere fast einhundert Jahre alte Siedlung steht immer wieder im Blickpunkt von Historikern und Architekten und das über Deutschland und Europa hinaus. Das jüngste Beispiel dafür ist der erneute Besuch des japanischen Architekturprofessors Dr. Monado Ebisawa von der Tokyo Polytechnic University im Neu-Mayland. Der Historiker aus Fernost war im März 2013 schon einmal Gast des Siedlervereins.

Wir erinnern uns an lange Gespräche mit ihm und an einen umfassenden Rundgang durch die Siedlung mit der Besichtigung von einzelnen Häusern. Mit unserem Buch „May-Siedlung Praunheim“ in Händen verabschiedete er sich und versprach, Frankfurt wieder zu besuchen, um seine Forschung über die deutschen Siedlungen der Zwischenkriegszeit fortzusetzen.

Jetzt, zehn Jahre später, saß er wieder bei uns im Neu-Mayland und ließ sich informieren, was sich in den vergangenen Jahren verändert hat. Dabei überreichte er uns sein Buch über die deutschen Siedlungen, das in Japan mit einer Auflage von 1200 Exemplaren erschienen ist. Weil wir den japanischen Text leider nicht lesen können, zeigen uns nur die vielen enthaltenen Fotos, wie akribisch er sich mit vielen deutschen Siedlungen befasst hat.

Wie intensiv er das mit der Siedlung Praunheim getan hat, geht aus einem achtseitigen Aufsatz hervor, den er uns vor seinem Besuch hat zukommen lassen. Der ist zwar auch auf japanisch verfasst, aber Dank Internet konnten wie ihn übersetzen. Wir waren überrascht, wie tief und wie systematisch sich der noch jugendlich wirkende Professor mit der Materie befasst hat. Der Aufsatz endet mit einer Wertung des heutigen Erscheinungsbildes und mit einer Schlussfolgerung aus seinen Studien. Lesen Sie selbst wie Monado Ebisawa unsere Siedlung sieht:

 

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Das heutige Erscheinungsbild der Siedlung ist in einem Zustand, in dem man kaum von Ordnung sprechen kann. Es gibt Fälle, in denen zwei benachbarte Häuser das gleiche Eingangsdesign haben oder farblich übereinstimmen, aber wenn man die Siedlung als Ganzes betrachtet, entsteht der Eindruck von Chaos. Diese Art der Transformation des Wohnhauses als Ausdruck der Individualität zeigt die einzigartige Geschichte und Identität Praunheims und kann aus der Perspektive der Rezeption modernistischer Architektur als interessanter Fall bezeichnet werden. Unter dem Gesichtspunkt der Erhaltung von Kulturgütern erweist sich dies jedoch als unerwünscht. Derzeit werden in Praunheim nur die weniger veränderten Mietwohnungen als Kulturgut anerkannt, die stark veränderten Eigenheime sind vom Kulturgut ausgenommen. Ich habe gehört, dass es wie bei der Siedlung in Berlin darum geht, die Siedlung im „Neuen Frankfurt als Weltkulturerbe zu registrieren, Praunheim wurde jedoch von Anfang an von der Liste ausgeschlossen.

Schlussfolgerung:

In diesem Beitrag werden die Charakteristika der Bebauung der Siedlung Praunheim dargestellt, wobei der Schwerpunkt auf Veränderungen in der Bauzeit und ihrem experimentellen Charakter liegt. Anschließend wird der Wandel der Siedlung bis heute unter Einbeziehung neuester Erkenntnisse zusammengefasst.

phoca thumb m IMG 20230830 113915 01Im Gegensatz zu Mays anderen Siedlungen in Frankfurt dominierten in Praunheim Eigenheime. Dies hat zur Folge, dass sich die Wohneinheiten nach dem Bau stark verändert haben und fast keine der zum Verkauf stehenden Einheiten ihr ursprüngliches Aussehen behalten haben. Das Erscheinungsbild der Umbauten scheint die offene Reaktion der Nutzer auf die innovativen Vorschläge moderner Architekten in den 1920er Jahren zu zeigen.

Als Kulturgut kann Praunheim tatsächlich abgewertet werden. Allerdings habe ich gehört, dass es als Wohngebiet immer noch beliebt ist. Der Grund dafür ist, dass jede Wohneinheit über einen großen Garten verfügt, der einen mit der Natur gesegneten Wohnraum gewährleistet. Und da es sich um ein Haus in Privatbesitz handelt, ist es auch eine günstige Voraussetzung, dass die Bewohner die Möglichkeit haben, ihren Wohnraum nach Bedarf zu verändern.

Darüber hinaus ist auch die stadtnahe Lage wichtig. 1932 wurde eine Straßenbahn eröffnet und auch heute noch benötigt man von der Siedlung aus nur15 Minuten in die Innenstadt.

Insofern scheint das heutige Erscheinungsbild Praunheims ein gelungenes Beispiel für Mays Ideal eines urbanen Wohnens in unmittelbarer Nähe zur Natur zu sein.

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