21.05.2015 Stolpersteine Simon und Zins

Stolpersteine erinnern

Am 18.05.2015 wurden mit einer kleinen Feier zwei Stolpersteine in den Bürgersteig unserer Siedlung eingebracht.

Sie erinnern an Rudolf Simon aus dem Damaschkeanger und an Selma Zins aus der Ludwig-Landmann-Straße, die durch die Nazi-Verbrechen umgekommen sind bzw. verschleppt wurden.

Stolperstein Simon

Praunheim    Damaschke Anger 128
Simon, Rudolf
Geburtsdatum: 1.8.1901
Deportation: 9.3.1943 Auschwitz, Buchenwald
Todesdatum: 1. März 1945
Rudolf Simon stammte aus Hanau und war seit 5. Oktober 1922 mit der evangelischen
Johanna, geb. Bock, geb. am 3.7.1898 in Freiburg, verheiratet. Die beiden hatten zwei Söhne
Hermann (geb. 29.12.1922 ) und Willy (25.5.1926). Rudolf Simon trat am 4. Mai 1933 aus
dem Judentum aus und ließ sich und seine beiden Söhne am 25. Mai 1933 evangelisch taufen,
wahrscheinlich in der evangelischen Auferstehungsgemeinde. Die Familie lebte zunächst im
Mittelweg 50, ab 1927 im Damaschke Anger 128, ab 1936 in der Falkstraße und ab 1938 in
der Großen Seestraße 40.
Rudolf Simon wurde 1943 vermutlich im Rahmen der von der Frankfurter Gestapo
vorgenommenen Verhaftungen jüdischer Mischehepartner festgenommen und nach
Auschwitz „verschubt", von wo er noch nach Buchenwald gebracht wurde. Hermann Simon
war Weissbinder und musste als „Mischling 1. Grades" von März 1945 bis zur Befreiung
Zwangsarbeit bei der Organisation Todt in Derenburg leisten. Willy Simon, von Beruf
Polizeibeamter, war vom 12. Mai 1944 bis 30. April 1945 wegen , staatsfeindlicher
Äußerungen" in Gestapohaft, zunächst im Gefängnis, dann in Buchenwald.
Der Stolperstein wurde initiiert von Eva Hübner aus Praunheim.

Stolperstein Zins

Praunheim    Ludwig-Landmann-Strasse 46
Selma Zins, geb. Schwanthaler
Geburtsdatum: 3.10.1907
Deportation: 9.8. oder 28./29.10.1943 Ravensbrück
Befreiung: 1945
Selma Zins wurde in Frankfurt geboren und war die Tochter Karl Gustav Schwanthaler und Jenny, geb. Loewenthal. Ihre Schwester Bertha Marx, geb. Schwanthaler, verwitwete Krauskopf, hatte drei Kinder: Arthur und Chana Marx sowie Karl Krauskopf. Ihre Mutter Jenny heiratete nach dem Tod ihres Mannes den Schumacher Berthold Baer. Selma Zins war Stenotypistin, sie trat bei der Heirat mit dem Schlosser Friedel Zins aus der jüdischen Gemeinde aus und ließ sich evangelisch taufen. Die beiden hatten zwei Töchter Erika und Ingeborg, die im Dezember 1931 bzw. 1933 geboren wurden, und die sie taufen ließen. Die Familie wohnte zuerst im Heimatring 4 in Sachsenhausen und zog 1934 nach Praunheim in der Hindenburgstraße 46/EG, die heutige Ludwig-Landmann-Straße.
Selma Zins musste sich im Mai 1941 im Elisabethenkrankenhaus einer komplizierten Tumorentfernung unterziehen. Dort wurde sie verhaftet und in das Jüdische Altersheim im Hermesweg 5-7 verlegt. Von dort kam sie nach etwa vier Woehen in das Untersuchungsgefängnis Hammelsgasse und nach weiteren Gefängnisaufenthalten wurde sie nach Ravensbrück verschleppt, wo sie am 22. Dezember 1943 unter der Häftlingsnummer 25753 registriert wurde. Der Transport soll zeitweise unterbrochen und die Gefangenen in • einem Gefängnis in Leipzig inhaftiert worden sein. Laut Unterlagen des United States Holocaust Memorial Museums in Washington ist für Oktober und November 1944 ihre Anwesenheit als Zwangsarbeiterin in einer Siemensfabrik nachweisbar. In den Dokumenten • wird sie als „politische Jüdin" geführt.
Selma Zins wurde 1945 in Ravensbrück befreit und begab sich anschließend zu Fuß durch Ostdeutschland auf den Weg nach Frankfurt. In Eisenach musste sie am 20. August 1945 mit dem Verdacht auf eine Typhus-Erkrankung ein Hospital aufsuchen; am 2. November 1945 wurde sie als geheilt entlassen. Mit Hilfe einer Bekannten konnte sie die Zonengrenze illegal überqueren und kam unbekannten Datums nach Frankfurt zurück. Selma Zins musste sich anschließend in einem Erholungsheim auskurieren. Im Juni 1946 emigrierte sie mit ihrem Ehemann und den zwei Kindern in die USA, wo sie am 10. Dezember 1984 als schwer kranke Frau starb. Ihr Enkel Victor Lerch veröffentlichte das Schicksal seiner Großmutter und deren Familie in einem Buch mit dem Titel „Four Wheels to Freedom" (2009), deutsche Ausgabe
„Mehr als ein Ozean"(2014).
Jenny und Berthold Baer wurden in Auschwitz ermordet — an sie erinnern Stolpersteine im Musikantenweg 39, Leopold Loewenthal und seine Ehefrau Rosalie, geh. Hess, wurden am 22. November 1941 nach Kaunas deportiert und dort am 25. November erschossen. Bertha Marx und ihre drei Kindern wurden in Auschwitz, ihr Ehemann Jakob in Theresienstadt
ermordet — an sie erinnern Stolpersteine in der Feststraße 16.
Der Stolperstein wurde initiiert von Doris Hugo/Frankfurt, deren Großmutter eine Schwägerin von Selma Zins war.

 

© 2024 Siedlerverein Frankfurt a: M. - Praunheim
Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.